Borwede - unser Dorf e. V.
Zwar freie Fahrt – aber Spaß soll sie nicht machen
Na, auch geblitzt worden in den vergangenen Monaten in Borwede? 16 Verkehrsüberwachungen hat es hier zwischen dem vergangenen Juni und Januar gegeben. Nicht ohne Grund: Seit klar ist, dass die Zentralklinik in Borwede gebaut werden soll, stehen die Dorfbewohner im Austausch mit Stadt und Landkreis. Vor allem sorgen sie sich darum, dass der Verkehr auf der schmalen K102, die durchs Dorf führt, weiter zunimmt. Sie befürchten nicht nur mehr Lärm, sondern auch häufigere Gefahrensituationen.
Im vergangenen März kamen Vertreter von Stadt und Landkreis bereits zum zweiten Mal mit den Dorfbewohnern zusammen, um erste Zahlen zu präsentieren. Dabei nahmen sie auch einige offene Fragen mit – und am Donnerstagabend, bei der dritten Borweder Bürgerversammlung, hatten sie Antworten dabei. Rund 30 Borweder waren der Einladung von Bürgermeister Jens Bley ins Rathaus gefolgt. Landrat Cord Bockhop, Erster Kreisrat Jens-Hermann Kleine, Klinik-Geschäftsführer Uwe Lorenz und Erste Kreisrätin Ulrike Tammen informierten nicht nur über den aktuellen Sachstand, sondern gingen insbesondere darauf ein, wie der Verkehr durch Borwede beeinflusst werden kann.
Die offizielle Ausschilderung zur Klinik aus Richtung Sulingen soll über die Nienburger Straße (L341) zur B51 weisen. Allerdings verdeutlichte Jens-Hermann Kleine: „Verkehrslenkungen über Schilder können Sie vergessen, seit es Navis gibt.“ Denn sowohl Auto- als auch LKW-Fahrer würden nach Navigationsgerät fahren. Diese geben wohl die Route über die K102 durch Borwede als kürzesten Weg an. Und auch, wenn Vertragspartner der Klinik wie Zulieferer darauf hingewiesen werden, der offiziellen Beschilderung zu folgen, würden sich nicht alle Fahrer daran halten, vermutete Jens-Hermann Kleine. Schon bei der Versammlung im vergangenen Jahr war angekündigt worden, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, wie der Verkehr in Borwede ausgebremst werden kann. Nun hatten die Landkreis-Vertreter einige Ideen im Gepäck, die gemeinsam diskutiert wurden. So sind beispielsweise Hecken- und Baumanpflanzungen geplant, um den Straßenkörper optisch zu verengen. Auch zwei Quermarkierungen sollen auf der Strecke aus Richtung Stocksdorf auf die Straße aufgebracht werden. Diese sehen aus wie ein umgedrehter Zebrastreifen und sind relativ hoch, so dass es beim Überfahren „klackt“, erläuterte Jens-Hermann Kleine. Gleiche Markierungen sollen auch links und rechts der Fahrbahn auf der Bahnüberführung gesetzt werden. Treffen die Fahrzeugreifen auf diese Markierungen, sorge das Geräusch dafür, dass die Fahrer sich zur Straßenmitte orientieren und das Tempo verlangsamen. „Mir persönlich gefallen die Bepflanzungen sehr gut“, sagte die Borwederin Anja zum Hingst. Sie erhofft sich dadurch auch einen Schallschutz. Anwohner Norman Finster befürchtet zusätzlichen Lärm durch die Quer- und Längsmarkierungen und fragte, ob nicht ein stationärer Blitzer die bessere Alternative wäre. Zum einen, hatte Jens-Hermann Kleine schon zuvor erklärt, sei die Geschwindigkeit durch die vielen Messungen „runtergeblitzt“ worden. Während zu Beginn der Messungen noch 16 Verstöße bei 60 Durchfahrten gemessen wurden, wurden zum Jahresende teils auch gar keine Geschwindigkeitsüberschreitungen mehr festgestellt. Zudem betonte Landrat Cord Bockhop, dass er den Gleichbehandlungsgrundsatz einhalten müsse. Bei der relativ geringen Verkehrsbelastung von durchschnittlich 1400 PKW und 183 LKW pro Tag sei ein fester Blitzer nicht gerechtfertigt. Mit einer ungewöhnlich hohen Verkehrszunahme rechnet er durch die Klink nicht. Bei der Versammlung im vergangenen Jahr standen für 2035 die Zahl von rund 1800 Fahrzeugen pro Tag im Raum. „Die sachlichen Voraussetzungen für einen festen Blitzer müssen gegeben sein“, betonte Bockhop. Allerdings kündigte er auch weitere Messungen und auch Verkehrs- und Geschwindigkeitszählungen an, um die Situation weiter zu beobachten.
Für Unruhe sorgte das Gespräch über die Sanierung der Ortsdurchfahrt. Die soll im ersten Halbjahr 2024 beginnen – die jeweiligen Bauabschnitte werden dann voll gesperrt. Und im zweiten Halbjahr soll dann mit dem Klinikbau begonnen werden. „Das wird eine Katastrophe“, prognostizierte ein Borweder. Jens Bley wollte es lieber als „Herausforderung“ bezeichnen.
Insgesamt zeigte sich auch bei der dritten Anliegerversammlung: „Die Art und Weise, wie sie agieren, führt zum Erfolg“, so lobte Jens Bley die sachlichen Gespräche. „Ich freue mich, dass so toll miteinander umgegangen wird.“
Borweder im Gespräch mit (v.r.) Bürgermeister Jens Bley, Landrat Cord Bockhop, Erstem Kreisrat Jens-Hermann Kleine und Klinik-Geschäftsführer Uwe Lorenz.
Text und Foto: Charlotte Wolframm